Der Musiksender MTV war jung, neu und aufregend. Am 1. August 1981 ging das Musikfernsehen auf Sendung, spielte als ersten Clip – ausgerechnet – "Video killed the Radio Star" von den Buggles. An diesem Tag fand die Musik eine neue Heimat und die Jugend eine neue Liebe.
Heute, im Jahr 2008, sind immer mehr Experten sicher: Das MTV-Zeitalter ist zu Ende – und der Tod des Musikfernsehens steht bevor: "Die meisten Musikvideos werden im Internet angeschaut oder auf ein tragbares Abspielgerät geladen", sagt der Frankfurter Kulturwissenschaftler Thorsten Wübbena. "MTV und Viva müssen aufpassen, dass sie in diesem Wandel nicht untergehen."
Bei MTV bedeutet "Wandel" derzeit Stellenabbau. Die deutschen Eigenproduktionen MTV News und MTV Masters fallen weg. Amerikanische Produktionen sollen in die entstandenen Lücken fallen. Elf Kündigungen wurden bisher ausgesprochen, 30 befristete Stellen werden nicht verlängert. Geht es dabei wirklich nur ums Sparen – oder ist das schon der Anfang vom Ende?
MTV will von einem Todes-Szenario nichts wissen, verweist auf seine nach wie vor hohen Musikanteile: "Bei MTV ist der Musikanteil gleichbleibend mit knapp 60 Prozent mit einem leichten Aufwärtstrend. Bei Viva haben wir sogar aktuell mit knapp 85 Prozent den höchsten Musikanteil aller Zeiten", sagte Sprecherin Nicola Haake WELT ONLINE.
Viva-Gründer und Chef des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny, sieht die Zukunft seines einstigen Zöglings dagegen skeptisch. Heute sehe man kaum noch Videoclips, das Musikfernsehen sei praktisch tot. Waren im Jahr 2000 noch 90 Stunden Musik täglich im frei empfangbaren TV zu sehen, so seien es derzeit noch 22 Stunden. "Die Frage war also: Wie würde man das heute im digitalen Zeitalter machen, was man vor 15 Jahren gemacht hat?" Die Antwort dafür gibt es längst.
Unter ligx.de hat sich etwas entwickelt, das Zukunft sein kann. Und die Lösung ist ganz einfach: Bei ligx.de werden Konzerte per Livestream übertragen und gespeichert. Technisch ist das mit einer DSL-Verbindung schon heute überhaupt kein Problem mehr. Der Erfolg gibt den Machern Recht. Seit der Gründung im Januar wurden bereits 800 Konzerte übertragen, mittlerweile kommen 30 pro Woche dazu. Bisher wurden vor allem unbekanntere Künstler aus Szeneläden der Großstädte produziert. Doch auch große Konzertagenturen sind auf ligx.de aufmerksam geworden. Schon bald könnte es zum Beispiel Konzerte von Echo-Preisträger David Garrett auf ligx.de geben.
(Von M. Osterloh und P. Ronzheimer, http://www.welt.de/fernsehen/a…net-fuer-sich-allein.html)
Laut Experten neigt sich das MTV-Zeitalter dem Ende zu. Schon heute werden die meisten Musikvideos im Internet geschaut. Die Musiksender sind gezwungen Kosten zu sparen. Mitarbeiter werden entlassen und deutsche Eigenproduktionen durch amerikanische Formate ersetzt. Und im Internet entsteht bereits eine bessere Alternative.
Das Prinzip funktioniert auf zwei Ebenen: Zum einen lebt es vom "user generated content". Das heißt, Bands oder Zuschauer können selbst filmen und diese Videos hochladen. Zum anderen gibt es aber auch Video-Teams von ligx.de, die Konzerte besuchen. Alles ist dabei, von Alternative bis Klassik. Thomas Löw (43) ist einer der Gründer der Internetseite. Er kam als Musikbegeisterter zusammen mit Freunden auf die Idee: "Wir haben festgestellt, dass es einen großen Bedarf gibt. Die Leute bevorzugen es, mehr individuelle Auswahl zu bekommen."
Doch nicht nur die Konzertbesucher surfen auf der Online-Welle. Künstler und Bands wie 50 Cent, The Prodigy, Wyclef Jean und die Pussycat Dolls nutzen andere Plattformen wie kyte.tv, die für das klassische Musikfernsehen eine große Gefahr darstellen. Denn die Künstler brauchen sie nicht mehr. Früher war das noch anders: Viele Karrieren der heute bekannten Musiker gründen auf den Auftritten bei MTV.
Bon Jovi, Michael Jackson, Madonna – ihr steiler Aufstieg wäre ohne MTV undenkbar. Heute bieten die Pussycat Dolls auf einem eigenen Kyte Channel exklusive Eindrücke aus ihrem Bandleben. So nahmen die Mädels ausgerechnet die Probe vor den MTV Video Music Awards auf. Anstatt sie jedoch bei MTV zu zeigen, sendete die Band in Eigenregie per kyte.tv exklusiv an ihre Fans.