Table Dance in Schwarz-Rot-Gold
Von Timo Lindemann
Das Deutschland-Trikot hat Lyuba nur gekauft, um es auszuziehen. Und das lohnt sich für die Tänzerin in der Table Dance Bar "Explosion" hinter dem Düsseldorfer Hauptbahnhof in Zeiten der Fußball-Weltmeisterschaft ganz besonders. "Die Mädchen verdienen viel Geld im Moment", sagt Geschäftsführerin Faisa Ben Hassine. Extra zur WM hat die glühende Fußball-Anhängerin ihres Heimatlandes Tunesien die Räume renoviert, Wiedereröffnung war am Tag des WM- Starts. "Es kommen viele Fußball-Fans zu uns. Die meisten sind Südamerikaner. Viele kommen in Trikots oder mit Fahnen."
Die Bar präsentiert sich ganz im WM-Look: Vor dem Eingang hängen Wimpel zunächst aller Teilnehmerländer. Das brachte Ben Hassine Ärger mit den Moscheen in der Nähe ein. Sie musste die Fahnen des Iran und von Saudi-Arabien abhängen, weil darauf Koranverse zu lesen sind. Unverständlich, findet sie. "Ich bin auch Moslem. Aber was hat Sport mit Religion zu tun?" Auch innen hängen Fahnen von Deutschland, Spanien, Ghana und Tunesien. Viel Aufwand, der sich aber lohne, konstatiert Ben Hassine nach einem Drittel der WM.
"National-Bikinis"
Die Tänzerinnen, die zum Großteil aus Osteuropa stammen, sind nicht nur auf deutsche Fans vorbereitet. Sie tragen, zumindest noch zu Beginn ihres Auftritts an der Stange, auch die "National-Bikinis" anderer Nationen. Und wenn dann lasziv die Flaggen Mexikos, der Niederlande oder Englands "eingeholt" werden, dann geschieht dies durchwegs zum Gaudium der internationalen Besucher. "Wenn eine große Gruppe kommt, spielen wir sogar mal die Nationalhymne. Das zieht", verrät Ben Hassine. Spielt eine große Mannschaft, dann trägt das ganze "Explosion"-Team die Trikots dieser Elf.
Auch die "Mädchen" freuen sich auf die Fußball-Fans. "Wir haben hier Gäste aus vielen Ländern. Manchmal haben sie schlechte Laune, weil ihre Teams verloren haben, aber dann machen wir Späße mit ihnen. Die meisten wollen mit uns feiern", erzählt die rassig-dunkelhaarige Ukrainerin Lyuba, die zu den Stammtänzerinnen gehört. Außerhalb der WM arbeiten in der Bar sechs bis sieben Frauen, derzeit sind es bis zu 20.
Nach Mitternacht brummt das Geschäft
Bisher hatte Lyuba mit Fußball nicht viel am Hut, dennoch hat sie sich mit Trikots eingedeckt. Natürlich auch eins ihres Fußball- Nationalhelden und Landsmannes Andrej Schewtschenko. "Ich habe zum ersten Mal ein Fußballspiel gesehen. Die Ukraine hat gewonnen und es hat viel Spaß gemacht", plaudert die 30 Jährige.
Allerdings brummt das Geschäft erst nach Mitternacht, wenn die Fußball-Spiele beendet sind. Dann strömen die Fans aus den Kneipen in die Bar. "Wir haben viele Stammgäste, auch berühmte Leute kommen hierher." Doch trotz aller Begeisterung für den Fußball und seine Fans verliert die Geschäftsfrau nicht das Entscheidende aus den Augen: "In erster Linie geht es ums Geschäft." (dpa)