Diabetes breitet sich massiv aus

  • [textarea][h2]Diabetes breitet sich massiv aus[/h2]
    Von news.de-Redakteur Andreas Schloder


    Über sechs Millionen Deutsche haben ihn schon, bis 2030 kommen voraussichtlich weitere 1,5 Millionen hinzu: Die Zahl der Neuerkrankungen an Diabetes mellitus Typ 2 wird stärker steigen als erwartet. Obwohl das Leiden zu vermeiden wäre, vor allem im Osten.


    Auf diese Zahlen haben die Diabetologen mit Spannung gewartet. Doch was sie zu lesen bekommen, ist alarmierend. Bereits heute sind etwa acht Prozent der Erwachsenen in Deutschland von Typ-2-Diabetes betroffen. Jeden Tag erkranken über 700 Menschen am Alterszucker, pro Jahr sind es rund 270.000. [highlight=yellow]Schon jetzt liegen die Behandlungskosten im Milliardenbereich. 2002 waren es bereits 16 Milliarden Euro,[/highlight] und bis 2007 sind sie noch einmal um etwa die Hälfte gestiegen.


    [typo_info]Das sind 16.000 Millionen![/typo_info]


    Wenn man nach den Hochrechnungen von Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf geht, werden bis 2030 weitere 1,5 Millionen Deutsche Diabetiker sein. Das wäre ein Anstieg von 64 Prozent. Für seine Prognosen wertete Rathmann regionale Studien aus. Allein für die Altersgruppe der 55- bis 74-jährigen Männer sagt seine Modellrechnung einen Zuwachs um fast eine Million Altersdiabetiker voraus. Ein Plus von 79 Prozent. Bei den Frauen dieser Altersgruppe wird ein Anstieg um eine halbe Million Betroffene prognostiziert (plus 47 Prozent).


    Experten fürchten um die Dunkelziffer


    Zudem gibt der Experte zu bedenken, dass es eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen des Diabetes Typ 2 gibt. Denn die Zuckerkrankheit ist eine schleichende. Es kann bis zu sieben Jahren dauern, bis der Patient die Folgen spürt.


    Schon jetzt ist aber eines sicher: «Im Diabetes-Atlas der International Diabetes Federation belegt Deutschland einen Spitzenplatz», sagt Rathmann. In der Altersgruppe 20 bis 79 Jahre sind 12 Prozent der Deutschen Diabetiker, in Frankreich nur 9,4 Prozent, in Russland 9 Prozent oder Italien 8,8 Prozent. «Die Unterschiede lassen sich jedoch teilweise durch unterschiedliche Studienmethoden und Vorgehensweisen bei der Berücksichtigung unbekannter Diabetesfälle begründen», relativiert der Experte.


    Der Osten ist Spitze


    Im innerdeutschen Vergleich fiel dem Experten ein extremes Gefälle zwischen Nordosten und Südwesten des Landes auf. «Im Raum Halle betrug die Diabeteshäufigkeit in der 45- bis 74-jährigen Allgemeinbevölkerung zwölf Prozent, in der Region Augsburg waren es knapp sechs Prozent», erklärt Rathmann. Das liege vor allem an sozialen Faktoren wie Arbeitslosigkeit, Bildungsstand, Wohnsituation und Erkrankungen wie Adipositas.


    Doch so alarmierend die Prognose ist, Rathmann sieht auch Licht am Ende des Tunnels. Denn ein Teil des Anstiegs sei zu vermeiden. Mehrere Studien haben gezeigt, dass ein veränderter Lebensstil rund die Hälfte aller Neuerkrankungen verhindern könnte. Zu Deutsch: Abspecken, sich regelmäßig bewegen und eine ausgewogen gesunde Ernährung durchziehen. «Würde jeder zweite Erwachsene in der älteren Bevölkerung mit einer Diabetes-Vorstufe erfolgreich und dauerhaft an Maßnahmen zur besseren Ernährung und Gewichtsreduktion teilnehmen, könnten nach der aktuellen Studie 21 Prozent der zukünftigen Erkrankungen bei Männern und 31 Prozent der Fälle bei Frauen vermieden werden», stellt der Diabetologe klar.


    Schon jetzt wäre eine beherzte Initiative seitens des Risikopatienten möglich: So wird für Menschen ab 35 ein Check-Up beim Arzt angeboten, den die Krankenkassen übernehmen und in dem unter anderem die Blutzuckerwerte kontrolliert werden. Das große Dilemma: Weniger als ein Viertel der Patienten nehmen diesen in Anspruch. «Wie so oft in der Prävention», beklagt Rathmann.


    [/textarea]